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Der frühere Bürgermeister und Ortsvorsteher Anton Bausenhart hat seine persönlichen Eindrücke, die er in der Gemeinde Nasgenstadt erlebte für die Jahre 1935 bis zu seiner Verabschiedung als Ortsvorsteher im Jahre 2000 niedergeschrieben.

Sie geben nicht nur einen Bericht des Gemeindelebens, sondern auch von Personen der Nasgenstadter Bevölkerung sehr anschaulich wieder.

Herrn Bausenhart sei herzlich gedankt für diese chronologische Darstellung die 65 Jahre Nasgenstadt widerspiegeln, die Anton Bausenhart durch sein Engagement nicht nur als Bürgermeister im öffentlichen Bereich, sondern auch in den Vereinen wesentlich mitprägte.

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Schultheiß Kräutle schied altershalber aus. Da nun schon 2 Jahre das Naziregime herrschte, konnte nicht jeder, besonders wenn er schwarz veranlagt war, Bürgermeister werden. Schwarz heißt, dass er der Zentrumspartei angehörte. Trotzdem wurde Matthäus Zimmermann zum Bürgermeister ernannt.

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Von Angehörigen der NSDAP wurden Tage wie Hitlers Geburtstag gebührend gefeiert. An einem Haus in Nasgenstadt war ein lebensgroßes Bild des Diktators Adolf Hitler angebracht und beleuchtet. Mehrere Häußer waren mit Hackenkreuzfahnen geschmückt.
Im Laufe des Jahres verließ Pfarrer Theodor Klaus die Pfarrei Nasgenstadt und ging in Pension. Es kam vorerst kein Pfarrer mehr nach Nasgenstadt. Die Pfarrei wurde von Pfarrer Franz Weber von Griesingen verwaltet. An Sonntagen kam öfters der Pensionär Pfarrer Mantz aus Ehingen und hielt den Gottesdienst. Im Winter wurde er öfters mit dem Pferdeschlitten geholt und wieder heimgebracht.

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Das Naziregime beherrschte alles. Es durfte kein Wort mehr gegen die Nazi gesagt werden, sonst wurde man verhaftet und manche sogar sofort ins KZ gesteckt.
Die Bundesstraße 311 wurde ausgebaut und an recht kurvigen Stellen begradigt. Dadurch war Posthalters Kapelle nicht mehr direkt an der Straße. Auch von Gamerschwang her wurde eine Begradigung vorgenommen.

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Auf der B 311 war ziemlich Lkw-Verkehr, da in Ersingen ein Flugplatz gebaut wurde.
Im Sommer zur Erntezeit fiel die Maul- und Klauenseuche in den Ort ein. Bei Beerdigungen oder sonstigen Anlässen, war bei jedem Ortseingang die Polizei und ließ von auswärts niemand in den Ort. Da die Seuche in der Getreideernte herrschte, wussten die Kleinbauern nicht, wie sie die Ernte heimbringen konnten. Doch die größeren Bauern stellten ihre Pferde zur Verfügung, denn Rindvieh konnte nicht eingespannt werden. Die Seuche befiel alle Höfe, bis auf die 4 welche um die Wendelinuskapelle lagen. Diese wurden nicht befallen.
Von den Nazis wurde Österreich, wie es hieß ins Reich heimgeholt. Sagen durfte es zwar niemand, aber viele hatten Angst, dass es zu einem Krieg kommen könnte.

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Der Geburtstag des Führers Adolf Hitler wurde immer stärker gefeiert. Diejenigen die an diesem Tag keine Fahne am Haus hatten, wurden von den Parteigenossen der NSDAP schräg angeschaut. Es gab auch in Nasgenstadt einige welche der S A angehörten.
Böhmen und Mähren wurden nun auch ins Großdeutsche Reich eingegliedert. Es sah alles nach einem Krieg aus.
Um den 22.August begann die Mobilmachung. Es wurden viele zur Wehrmacht eingezogen. Die Ernte war noch nicht ganz eingebracht. Darauf wurde keine Rücksicht genommen.
Am 1. September war es soweit. Polen wurde von der deutschen Wehrmacht überfallen und die deutschen Truppen marschierten ein. In kurzer Zeit war Polen geschlagen und es wurde aufgeteilt, zwischen Deutschland und Russland. Hitler hatte mit Stalin einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Es sah nicht gut aus, da Frankreich und England die Machenschaften Hitlers nicht zulassen wollten. Sie treten in den Krieg ein.
Im Herbst ist es so nass, dass die Kartoffeln zum Teil erst im November geerntet werden. Sofort bei der Mobilmachung wird auch der Nasgenstadter Lehrer Kienzle zur Wehrmacht eingezogen. Alle Schüler aus Nasgenstadt müssen in die Schule nach Ehingen, natürlich zu Fuß. Im Winter ist es früh morgens manchmal recht kalt auf dem Schulweg.
Seit Beginn des Krieges muss bei Nacht alles abgedunkelt werden. Von den Gruppenleitern der Nazis, wird das immer wieder kontrolliert.

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Frankreich und England haben Deutschland den Krieg erklärt. Wochenlang Abend für Abend starten die Flugzeuge auf dem Ersinger Flugplatz und fliegen über uns hinweg nach Frankreich. Manchmal auch tagsüber. Beim Heimflug bemerkt man, wie in mancher Staffel Flugzeuge fehlen, welche vom Gegner abgeschossen waren. Doch die Nazipropaganda gab keine Verluste zu. Der Krieg mit Frankreich war in vollem Gange und die deutschen Truppen hatten riesige Erfolge, so dass Belgien und Holland überrannt und Frankreich sich auch geschlagen geben musste. Dänemark und Norwegen wurden auch besetzt. Im Radio kamen immer Sondermeldungen über deutsche Erfolge.
Da Lazarette gebraucht werden, ließen die Nazis die Klöster räumen. So kam es, dass bei uns in Nasgenstadt Schwestern aus dem Kloster Sießen ins Pfarrhaus einzogen. Es waren zwischen 10 und 12 Schwestern, welche hier während des Krieges lebten. Die Oberin heißt Waltrudis und ist eine sehr vernünftige Schwester. Bald waren sie bei den meisten Einwohnern im Dorf beliebt.
Aus diesem Grunde kam aus dem Kloster Weingarten ein Pater Albert Janz. Dieser wohnte im Stüble von Freudenreichs. An den Festtagen hielt er feierliche Gottesdienste mit viel Ministranten. Am Fronleichnamsfest bei der Prozession waren es 13 Ministranten.
Natürlich wurden von den Nazis auch die Glocken von den Kirchtürmen geholt. Es hieß sie würden für den Krieg benötigt um Kanonen und Munition herzustellen. Vermutlich konnten einige das Geläut auch nicht gerne hören, da es vielleicht manchen doch ans Gewissen ging. Es wurde nur die kleinste Glocke in jedem Orts gelassen.
In der Gemeinde im früheren alten Schulhaus, waren so um die zehn französischen Kriegsgefangenen untergebracht, welche bei den größeren Bauern arbeiteten.
Bei uns daheim, durfte in der Bittwoche, die Bundestrasse nach Gamerschwang beim Bittgang nicht mehr benutzt werden. Die Schüler mussten weiterhin in die Schule nach Ehingen. Die Jugend wurde in der Hitlerjugend zusammengefasst und es war öfters der Fall, dass Sonntag morgens Dienst angesetzt wurde, damit sie nicht in den Gottesdienst gehen konnten.
Da die Länder im Westen besetzt waren, griffen nun die Flugzeuge England an und bombardierten zuerst die dortigen Flugplätze und dann auch London. Jedoch die Landung von Truppen in England wagte er nicht.

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Es war am Oster- oder Pfingstmontag. Da waren 2 Taufen in Nasgenstadt angesagt. In unserem kleinen Dorf war das für die Ministranten ein Fest. Deshalb sagten sie. Heute wird feierlich geläutet, wenn auch nur mit der kleine Glocke. Dieser Glocke war dies zuviel und sie zersprang, gab nur klägliche Töne von sich. Da die abgeholten Glocken noch in Ehingen gelagert waren, bekam Nasgenstadt eine gleich große Glocke. Diese stammte aus Schwörzkirch. Unsere kleine Glocke musste abgegeben werden.
Trotz des Nichtangriffspakts mit Russland griff Hitler im Juni 1940 Russland an. Die Wehrmacht hatte große Erfolge und kam bis vor Moskau. Doch dann kam der Winter. Die Soldaten hatten keine Winterkleidung, da der Gefreite vom 1. Weltkrieg Adolf Hitler als großer Feldherr der Meinung war, bis zum Winter sei Russland bezwungen. Der Winter 1941 war bitter kalt und es sind viele Soldaten erfroren, oder haben Erfrierungen erlitten. Die Front musste zurückgenommen werden.
Auch bei uns in der Heimat war es bitter kalt. Da die Schüler immer noch nach Ehingen zur Schule mussten, wurde wegen der großen Kälte Kohleferien angeordnet. Die Donau war gänzlich zugefroren. Bei der ersten großen Esche in den Gemeinden haben damals ca. 10 Schüler mit einem Jugendlichen voraus auf dem Eis die Donau überquert.
Am 14.09.1941 wurde das erste Opfer der Gemeinde Franz Schüssler als gefallen gemeldet. Doch es folgte bald der 2. Gefallene, Hans Stumpp fiel am 25.12.1941 auch in Russland.
Seit 1941 kämpfen deutsche Truppen auch an der Seite der Italiener in Tunesien. Auch hier werden durch Generalfeldmarschall Erwin Rommel große Erfolge erzielt. Er wurde als Wüstenfuchs bekannt.

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Da der Nachschub nicht, oder ganz schlecht übers Mittelmeer klappte, musste auch er zurückweichen.
In Russland geht's nun der Wolga zu nach Stalingrad und in den Kaukasus. Doch im Spätherbst wird die 6.Armee unter General Paulus eingeschlossen. Sie erhält von Hitler den Befehl bis zum letzten Mann durchzuhalten.
Die deutschen Flieger bombardieren England, vor allem London. Doch die Verluste werden immer schlimmer.
Gefallen sind im Jahr 1942 August Ströbele am 26.02.1942 und Hermann Fossler am 25.05.1942.
In Nasgenstadt wurde die Schule wieder eröffnet durch Lehrer Dolpp aus Ehingen. Der Religionsunterricht, durfte aber nicht in der Schule sein. Er war deshalb im Hause Bausenhart und wurde von Pater Albert Janz erteilt.
Die Landwirte mussten, da die Nahrung knapp wurde, das meiste Getreide, sowie Kartoffeln abliefern.

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Der Krieg wurde immer schlimmer. Im Januar ergab sich in Stalingrad die 6. Armee und stellte den Kampf ein. Alle ausgemergelten Soldaten kamen in russische Gefangenschaft, von der die wenigsten heimkehrten. Auch in Tunesien war der Kampf verloren. Die deutsche Luftwaffe verlor die Lufthoheit über Deutschland und es kam durch die Engländer bei Nacht zur Bombardierung deutscher Städte. Nun griffen auch die Amerikaner in den Kampf ein und bombardierten deutsche Städte bei Tage. Oft flogen ganze Pulks über uns hinweg, wenn München an der Reihe war. Erfolge konnten im Russlandkrieg kaum mehr erreicht werden und die deutschen Soldaten mussten den Rückzug antreten.
Gefallen und vermisst wurden 1943:
Erhard Ströbele 04.03.1943, Alois Ströbele 28.05.1943, Matthias Kiem 18.07.1943, Maximilian Ruß 07.08.1943, Karl Steinle 06.09.1943 alle gefallen, Anton Steinle 18.07.1943, Jakob Wörz 08.1943 beide vermisst.
In die Schule kamen nun auch die Schüler aus Gamerschwang . Als Lehrer kam Herr Fink aus Heufelden. Dieser Lehrer war schon ziemlich alt. Ab Herbst 1943 wurde die Schule wieder geschlossen und die Schüler mussten nach Griesingen in die Schule. Da es im Winter viel Schnee hatte, kamen die Schüler öfters wie Schneemänner oder Schneefrauen an. Natürlich hüpften sie vor Griesingen in die hohen Schneewehen.

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In diesem Jahr spürt die Heimat, wie der Krieg aufs ganze Land zukommt. Fast täglich kommen ganze Pulks, die über uns fliegen und in München oder anderen Städten ihre Bomben abwerfen. Es wurden auch Bomben auf die Flugplätze Ersingen und Laupheim abgeworfen. Dabei wurden Flugzeuge abgeschossen. Eines davon stürzte bei Rißtissen in die Riss. Es war eine deutsche ME 110. Über Nasgenstadt war auch einmal ein Luftkampf. Ebenfalls stürzte ein deutsches Flugzeug ins Altwasser bei Gamerschwang.
Am 06.Juni 1944 landeten die Amerikaner und Engländer in der Normandie in Frankreich.
Der Brückenkopf wurde schnell ausgedehnt, da der Gefreite Hitler die deutschen Panzer zum Eingreifen nicht freigab.
Mehrere Generäle wollten den Krieg beenden, da es sinnlos geworden war und jeder vernünftige Mensch einsah, dass der Krieg verloren war.
Am 20. Juli 1944 wurde auf Hitler ein Attentat verübt, durch General von Staufenberg, doch Hitler wurde kaum verletzt. Die Widerstandskämpfer wurden von der Gestapo alle hingerichtet. Ebenso erging es Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Er bekam in der Heimat Besuch von 2 Gestapobeamten. Diese verlangten von ihm, dass er Gift nehmen müsse, sonst werde die ganze Familie ausgerottet.
Bei der Bombardierung war am 17.Dezember 1944 Ulm an der Reihe. Es herrschte bei uns starker Nebel. Die Detonation der Bomben wurden jedoch bei uns gut gehört. Da in den Folgetagen Ostwind wehte, roch es bei uns nach Brand. Das Münster wurde bei der Bombardierung verschont.
Gefallen sind: Chrysostimus Kästle am 05.03.1944, Albert Stumpp, 06.05.1944, U-Boot, Karl Traub, 21.06.1944, Martin Ströbele, 22.06.1944 und Anton Rieder 13.12.1944. Als vermisst gemeldet Karl Zimmermann 9.1944.
Die Schüler mussten weiterhin in die Schule nach Griesingen. Auf dem Heimweg waren des öfteren Flugzeuge am Himmel, so dass die Schüler Angst bekamen, sie könnten beschossen werden. Einmal sprangen die Mädchen über die Felder zum Altwasser. Die Burschen legten sich in den Straßengraben.
Bürgermeister Matthäus Zimmermann wurde trotz seines hohen Alters noch zur Artillerie des Volkssturms ins badische eingezogen. In allen Orten musste ein Volkssturm gebildet werden. Josef Bausenhart, welcher zum 01.Mai 1940 von der Wehrmacht entlassen wurde, als Feldwebel, musste das Kommando übernehmen. Franz Knaisch führte das Bürgermeisteramt bis im Dezember Bürgermeister Matthäus Zimmernann wieder zurückkehrte.

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An allen Fronten wurden die Deutschen zurückgedrängt. Jeder normale Mensch begriff, dass der Krieg verloren war. Doch gab es immer noch verrückte welche an den Endsieg glaubten. Die Schule wurde Anfang Jahr wieder geöffnet und es kam eine junge Lehrerin Gertrud Eberle aus Erbach. Diese verstand es hervorragend mit den Schülern umzugehen. Doch um den 20. März wurde sie versetzt und es kam eine Lehrerin aus Norddeutschland. Der Krieg kam immer näher. Ende März mussten um den ganzen Ort Schützenlöcher und MG-Stände ausgehoben werden, um den Ort verteidigen zu können, wenn der Feind kommt. Auch wurde von Pionieren die Sprengung der Donaubrücke vorbereitet. Die Schule wurde beschlagnahmt und der Unterricht fand im damaligen Gasthaus zur Krone (Familie Pflug) statt. Am 11. April, die Schüler hatten die große Pause und waren bei den Soldaten auf der Brücke. Plötzlich hörte man Flieger und MG-Feuer. Die Schüler sprangen mit den Soldaten unter die Brücke. Es waren 4 Jagdbomber, welche einen Lkw, der von der B 311 auf der Landesstrasse nach Laupheim fahren wollte. 100 Meter von der B 311 wurde er beschossen. Mehrere Personen saßen auf dem Lkw. Otto Hägele aus Stuttgart wurde tödlich getroffen und in Nasgenstadt beerdigt. 2 weitere Personen wurden durch Schüsse verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Es war sicher für die Schüler und Soldaten gut, dass die Jabos von Norden angriffen, denn dadurch sahen sie die Soldaten und die Brücke nicht. Wer weiß was passiert wäre, wenn sie in die Munition, welche auf der Brücke stand geschossen hätten.
In der darauf folgenden Woche wurde von den Schülern und Erwachsenen, der Eingang zum Eiskeller von dem früheren Brauhaus, vom Gasthaus Adler freigelegt, d.h. ausgegraben. Dies war Unterschlupf für viele Nasgenstadter Bürger am Sonntag, den 22.04.1945.
Am Samstag, den 21.04.1945 wurde abends der Volkssturm alarmiert. Es waren um die 20 meist ältere Männer aus Nasgenstadt. Diese sollten Nasgenstadt verteidigen. Hierzu hatten sie 2 Gewehre und 2 Panzerfäuste. Sonntag morgen wurde der Alarm abgeblasen und sie konnten nach Hause gehen.
Der Sonntag 22. April war unruhig. Von der Ferne wurde Geschützfeuer gehört. Den ganzen Tag über gingen ganze Kolonnen und auch einzelne Gruppen auf der Straße nach Griesingen.
Wenn man dies anschaute und sah, so musste auch ein junger Bursche denken, dass der Krieg verloren war. Manche Soldaten zogen ihr Wägelchen selbst, andere hatten noch ein Pferd davor. Bei der Gastwirtschaft zur Krone war am Südgiebel, neben der Wendelinuskapelle ein MG-Stand ausgehoben und von den Soldaten ein MG in Stellung gebracht worden. Kronenwirt Karl Pflug hatte Angst um sein Anwesen und lud deshalb die Soldaten zu einem Schnaps und um sich etwas zu erwärmen ein. Er selbst schlug dann mit einem Hammer auf das MG ein, dadurch konnte kein Schuss mehr abgegeben werden. Das Schießen kam immer näher. Abends konnte von den Bauern noch das Vieh gefüttert werden . Dann fuhren die ersten amerikanischen Panzer die Steige abwärts. Der erste Panzer wurde beim Kreuz der Familie Ruß abgeschossen mit einer Panzerfaust, durch einen Unteroffizier des Brückensprengkommandos. Auch setzte der nazistische Feldwebel, des Sprengkommandos, die von Ehingen kommenden Werwölfe ein. Werwölfe waren junge Burschen im Alter von 15 bis 17 Jahren.
Die Nasgenstadter Einwohner waren alle in ihren Kellern, oder im Eiskeller vom Adler. Von abends 19.oo Uhr bis 21.30 Uhr wurde dauernd geschossen. Um 21.30 Uhr ging mit einem großen Knall die Donaubrücke in die Luft. Der Knall war so stark, dass es einem im Keller etwas hochnahm. Danach hörte das Schießen auf. Da die Amerikaner mit Brandgeschossen geschossen hatten, gingen mehrere Gehöfte in Flammen auf.
Es brannte bei Albert Kräutle Haus und Scheuer ab, bei Kiems die aus Holz gefertigte Scheuer, bei Freudenreich Viehstall, Rossstall mit Scheuern, bei Otto Kräutle der Schweinestall. Das Haus mit Scheuer und Stallungen von Bürgermeister Matthäus Zimmermann brannte völlig ab, ja sogar das daneben stehende Stüble. Da die Dächer von der Sprengung der Brücke alle so ziemlich abgedeckt waren und über dem Ort ein Funkenflug von West nach Ost herrschte wurde befürchtet, dass der ganze Ort niederbrennen könnte. Doch die meisten Bauern hatten kaum mehr Heu und Stroh in der Scheune.
Feuerwehrkommandant Josef Bausenhart und sein Nachbar Franz Knaisch, welcher englisch konnte, fragten die Amerikaner, ob gelöscht werden könne. Dies wurde bejaht. Sie holten die Spritze . Der Schlauchwagen wurde vom alten Hermann Ströbele und einem Schüler geschoben. Doch da die ganze Strasse bis zur Kapelle von amerikanischen Panzern vollstand und diese sich nun zurückzogen, fuhr ein Panzer direkt auf den Schlauchwagen zu, hielt dann aber an und ließ die beiden schiebenden vorbei. Das Wasser wurde aus der Donau entnommen zum Löschen von Zimmermanns Stüble. Die anderen brennenden Anwesen waren bereits abgebrannt. Da die Spritze eine Handpumpe war, mussten Menschen her um zu pumpen. Doch es waren nur die gefangenen Franzosen, welche das Pumpen übernahmen. Dies ist ihnen hoch anzurechnen, denn sie waren jetzt befreit und hätten ein Freudenfest feiern können. Die Einwohner von Nasgenstadt hatten trotzdem Glück, denn es wurde niemand verletzt und durch das stundenlange Schießen kam niemand zu Tode. Nur ein paar tote Rinder lagen da. Vom Landwirt Albert Kräutle gingen alle Rinder ein, da diese zuviel Rauch erwischt hatten.
Am Montag morgen nach diesem Sonntag, sah man die Bescherung. Die meisten Dächer waren abgedeckt, Türen und Fenster, welche geschlossen waren, wurden durch die große Druckwelle eingedrückt, oder zersprangen.
Um die Mittagszeit kamen zwei amerikanische Panzer ins Ort gefahren mit mehreren Soldaten drauf. Es musste an jedem Haus eine weiße Fahne sein. Sie durchsuchten alle Häußer. Beim Gehöft Ersing, jetzt Mayer fiel ein Schuss. Es ergaben sich einige Soldaten, Ausländer welche in der deutschen Wehrmacht gekämpft hatten. Auch wurde in einem Haus, wo das Mittagessen bereit stand, dies von den amerikanischen Soldaten verzehrt. Sonst kehrte in unserem Ort Ruhe ein, da die Brücke gesprengt war und kein Übergang über die Donau war. Auf die Trümmer der gesprengten Brücke wurde von Karl Pflug, dem Kronenwirt, ein Steg gebaut. Nun konnte wenigstens zu Fuß über die Donau gegangen werden. In allen anderen Orten war ab 17.oo Uhr Sperrstunde und es durfte niemand mehr unterwegs sein. Nur in Nasgenstadt war dies nicht der Fall, da wir durch die gesprengte Brücke abgeschnitten waren.
Doch es gab auch wieder Meldungen von Gefallenen. Es fiel am 15.01.1945 Johann Bailer, Karl Ströbele fiel am 20.4.1945.
Vermisst wurde am 24.01.1945 Thadäus Maier, am 22.02.1945 Josef Stumpp, im März wurde Karl Freudenreich, welcher sich zur Marine gemeldet hatte, damit ihn die SS nicht schnappen konnte, als vermisst gemeldet. Durch diesen Krieg wurde die Familie Stumpp ganz ausgelöscht, sogar der Schwiegersohn fiel. Stark betroffen wurde Familie Ströbele mitten im Ort durch Verlust von 4 Söhnen. Schmiedemeister Erhard Steinle verlor 3 Söhne.
Strom war nach dem 22. April keiner mehr da. Mindestens 14 Tage mussten die Einwohner ohne Strom auskommen. Dann liefen 2 Männer die Leitung bis Ersingen ab und kontrollierten, ob irgendwo ein Schaden war. Dies war nicht der Fall. Ab diesem Zeitpunkt wurde wieder Strom geschaltet.
Durchs Radio hörte man dann, dass ab 08. Mai durch Kapitulation der Krieg beendet war. Alles war froh, dass dieser unselige Krieg endlich vorbei war. Viele atmeten auf, da nun die Naziherrschaft ein Ende hatte und alles wieder frei reden konnte.
Landwirte die ihre Felder rechts der Donau bewirtschaften wollten, mussten durch die Donau mit ihren Pferden fahren. Auf die Trümmer der gesprengten Brücke wurde eine Behelfsbrücke gebaut, auf welcher dann auch landwirtschaftliche Fahrzeuge fahren konnten. Inzwischen waren wir amerikanische Besatzungszone geworden. Oben an der B 311, an der Einfahrt der L 259 war das amerikanische Zelt und die Grenzkontrolle, denn Ehingen war französische Zone. Durch die Amerikaner hatten wir Schutz. Eines Abends wollten 1 Marokaner mit Gewehr und andere Ausländer bei Theresia Schüßler, der Adlerwirtin eine Muttersau wegtreiben zum Schlachten. Kinder sprangen zu den Amerikanern. Diese kamen mit 2 Geländewagen und 2 Mannschaftswagen voll besetzt und trieben sie in die Flucht.
In der Heuernte hatten die Bauern ziemlich viel Arbeit, da die ehemaligen Soldaten, die westwärts in der französischen Zone daheim waren, nicht nach Hause konnten, weil sonst die Franzosen sie wieder gefangen nahmen und nach Frankreich abführten.
Nach Beendigung des Krieges bekamen wir die beiden Glocken zurück. Sie wurden feierlich abgeholt und wieder auf den Turm an ihren gewohnten Ort gebracht. Die kleine Glocke musste nach Schwörzkirch abgegeben werden. So hatten wir nur noch 2 Glocken.
Leider verließen uns nun die Sießemer Schwestern und gingen in ihr Kloster zurück. Sie waren in Nasgenstadt sehr beliebt und wir hätten es gerne gesehen, wenn welche zurückgeblieben wären.
Doch im Sommer mussten die Amerikaner abziehen und wir wurden französische Zone. Nasgenstadt war nun von den Franzosen besetzt. Die französische Zone ging nun bis Donaurieden. Erbach war und blieb amerikanische Zone. Sofort musste in jedem Haus der Radio und Bettwäsche an die Franzosen abgegeben werden. Im August mussten alle Bauern sämtliche Kühe entlang der Ortsstraße aufstellen. Eine französische Delegation suchte die besten und schönsten Tiere aus. Diese mussten an die Franzosen abgegeben werden. Von den Franzosen wurde Schlachtvieh angefordert, aber es war keines mehr vorhanden. Dies meldete Bürgermeister Matthäus Zimmermann.. Eine Kommission ging durch die Ställe. Es wurden Rinder, welche schon trächtig waren, zu Schlachtvieh eingestuft. Bürgermeister Zimmermann wurde aus diesem Grunde 2 Wochen im Arrest in Ehingen eingesperrt.
Im Sommer wurde mit dem Brückenschlag begonnen. Es wurde eine Holzbrücke zwischen den Anwesen Freudenreich und Kräutle gebaut, am so genannten Elfer.
Im September wurde die Schule wieder eröffnet, durch Lehrer Braske.
Zu Weihnachten wurde wie vor der Nazizeit wieder Theater gespielt. Zur Leitung ließ sich Josef Bausenhart überreden.
Es waren immer noch ehemalige Soldaten in französischer und russischer Gefangenschaft.